macOS Tahoe ist die aktuelle Version unseres geliebten (und manchmal auch gehasst) Betriebssystems. Sie kam im Frühherbst heraus – das ist immer der Zeitpunkt für neue Versionen. Ich bin bei diesen Updates immer recht zögerlich, meistens warte ich bis Januar und Februar – so lange bis sich hinreichend Nutzer mit schnellen Updates in die Nesseln gesetzt haben und gegen alle möglichen Fallstricke angekämpft haben. Diesmal habe ich nicht so lange gewartet – und …

… in DEVONthink fehlt mir das WebClipping-Tool in der Favoritenleiste von Safari. Nun gut, ich finde es auch im Sorter, der sich in der Menüleiste einnistet – aber ich bin eigen, ich möchte es auch im Browser haben.

Normalerweise findet man das WebClipping-Tool in den Programmeinstellungen von Safari unter Erweiterungen, doch dort taucht es nicht auf. Im DEVONtechnologies-Forum1 fand ich einen Terminal-Befehl, der diese Erweiterung aber wieder zurückgebracht hat:

pluginkit -a "/Applications/DEVONthink.app/Contents/PlugIns/Clip to DEVONthink.appex"
pluginkit -e use -i com.devon-technologies.think.clipper


Ausgeführt, Safari neu gestartet und dann in den Programmeinstellungen aktiviert, ein paar nervige Sicherheitsabfragen seitens macOS beantwortet – alles wie gehabt. Ob das nur funktioniert, wenn man vorher DEVONthink 3 installiert hatte, kann ich nicht sagen.

Bei der Gelegenheit ein paar mehr oder minder warme Worte zu den Möglichkeiten des WebClippers:

Web-Clipping in DEVONthink: Welche Methode passt zu welchem Zweck?

Wer viel im Web recherchiert, kennt das Problem: Inhalte verschwinden, Links sterben, Artikel werden umgestellt oder landen später hinter einer Paywall. Was man einmal gelesen und für wichtig befunden hat, ist im Zweifel nicht mehr auffindbar. DEVONthink bietet dafür eine ganze Reihe von Möglichkeiten, Webseiten zuverlässig einzufangen und dauerhaft nutzbar zu machen. Doch gerade diese Vielfalt wirft die Frage auf: Welche Methode ist wann die richtige?


Warum Web-Clipping überhaupt wichtig ist

Webseiten sind flüchtige Gebilde. Sie fühlen sich stabil an, sind es aber nicht. Ein lokales Archiv sorgt dafür, dass du Informationen nicht nur sammelst, sondern auch behältst – unabhängig davon, was online passiert. Die Frage ist also weniger ob du Web-Clipping brauchst, sondern wie du es am sinnvollsten einsetzt.


Lesezeichen – die leichteste, aber auch flüchtigste Variante

Ein Lesezeichen speichert nicht mehr als den Link und den Titel der Seite – das ist vergleichbar den Leseziechen in einem Browser. Es eignet sich für Inhalte, die zuverlässig online bleiben: technische Referenzen, Dokumentationen, Hintergrundmaterial, das du später erneut im Browser öffnen möchtest. Für echte Archivierung reicht es jedoch nicht aus, denn ohne Internetverfügbarkeit landet das Lesezeichen buchstäblich im Leeren.


Webarchive – das Abbild einer Webseite

Wenn dir wichtig ist, eine Seite möglichst originalgetreu zu bewahren, ist ein Webarchiv oft die beste Wahl. DEVONthink übernimmt hier die Safari-Technologie: Layout, Bilder und der größte Teil der Formatierung bleiben erhalten. Gerade für Inhalte, deren visuelle Struktur Teil der Aussage ist, ist das Archiv ideal. Es hat allerdings Grenzen bei dynamischen Webseiten oder stark skriptbasierten Inhalten. Wo moderne Technik im Hintergrund arbeitet, entsteht mitunter ein statisches Abbild, das nicht alles zeigt. Und bei Paywalls hilft es auch nicht.


PDF – zuverlässig, stabil und universell lesbar

PDFs sind gewissermaßen der Goldstandard des digitalen Archivs. Sie eignen sich immer dann, wenn du Inhalte unveränderbar festhalten und unabhängig vom Browser oder Betriebssystem aufbewahren möchtest. DEVONthink kann Webseiten direkt in PDFs umwandeln – entweder als druckoptimierte Version oder als Darstellung, die dem Weblayout näher kommt. Für Recherchen, Dokumentationen oder alles, was langfristig Bestand haben soll, ist das PDF ein sehr zuverlässiges Format. Nur bei sehr komplexen und verschachtelten Webseiten kann das Layout gelegentlich an seine Grenzen stoßen.


Formatierte Notiz – ideal zum Weiterarbeiten

Wer Inhalte nicht nur bewahren, sondern auch bearbeiten möchte, greift am besten zum formatierten Notizblatt (RTFD). Texte bleiben editierbar, Bilder werden eingebettet, die wichtigsten Strukturen bleiben erhalten. Diese Art des Clippings eignet sich hervorragend, wenn du Abschnitte kommentieren, erweitern oder in eigene Notizen einbinden willst. Der Preis für diese Flexibilität ist, dass die Darstellung der Ursprungsseite weniger präzise nachgebildet wird – das ist der Grund, warum ich selbst dieses Format kaum nutze.


Markdown – schlank, klar und zukunftssicher

Markdown ist die minimalistische Variante des Web-Clippings. Der Text der Webseite wird in ein unbearbeitetes, leichtgewichtiges Format übertragen, das sich ideal für Recherchen, Zettelkasten-Systeme und langfristige Notizen eignet. Wer mehr Wert auf Inhalt als auf Gestaltung legt, findet hier die vielseitigste Lösung. Komplexe Layouts gehen dabei bewusst verloren, doch dafür entsteht ein Format, das überall geöffnet, weiterverarbeitet und in andere Systeme integriert werden kann. Nachteil: Die Bilder werden beim Öffnen extern nachgeladen.

Markdown ist eine Art reduziertes HTML und ist für mich persönlich das Format schlechthin, wenn es um das aktive Arbeiten mit Texten geht, aber auch die Mehrzahl der Webinhalte speichere ich im Markdown-Format ab. Ich kann nur empfehlen, sich einmal mit Markdown zu befassen – die Syntax hast du an einem Nachmittag erlernt.

Mehr zum Thema Markdown findest du in meinem Arbeitsbuch: DEVONthink 4. - Das Arbeitsbuch


WebArchive – das „Einfrieren“ der Webseite

Das ist das vielleicht mächtigste Format ist WebArchive, denn es bildet die Webseite komplett ab – so, wie digitale Archive es seit Jahren nutzen. Ein WebArchive-Dokument bewahrt nicht nur den sichtbaren Inhalt, sondern auch Ressourcen im Hintergrund. Es ist damit die beste Wahl, wenn du eine Seite forensisch sichern möchtest: etwa für wissenschaftliche Arbeiten, rechtliche Zwecke oder umfangreiche Recherchen, bei denen absolut nichts verloren gehen darf. Der Preis ist eine größere Dateigröße und die Tatsache, dass dieses Format rein der Archivierung dient, nicht der Bearbeitung.


Wann welche Methode ideal ist

Es gibt keine einzige beste Lösung, sondern nur die passende für den jeweiligen Zweck. Wer eine Seite später unverändert lesen will, greift zum PDF. Wenn das Layout wichtig ist, eignet sich das Webarchiv. Für langfristige Recherchen, bei denen Inhalte in Notizen einfließen, ist Markdown oder eine formatiertes Notiz am flexibelsten. Und wenn tatsächlich alles gesichert werden muss, führt kein Weg an WebArchive vorbei.

Eine bewährte Praxis vieler Anwender besteht darin, zentrale Inhalte zunächst als PDF oder als Markdown zu sichern und besonders wertvolle Seiten zusätzlich als WebArchive abzulegen. Für die laufende Arbeit eignen sich RTFD-Notizen, die man direkt kommentieren kann.


Web-Clipping in DEVONthink ist weit mehr als eine simple „Speichern als“-Funktion. Es ist ein Werkzeugkasten, mit dem du unterschiedliche Arten von Wissen unterschiedlich präzise und dauerhaft konservieren kannst. Je klarer du dir darüber bist, was du mit einem Inhalt später vorhast, desto leichter fällt die Wahl des passenden Formats. Und gerade darin liegt die Stärke von DEVONthink: Es zwingt dich nicht in eine einzige Arbeitsweise, sondern unterstützt dich bei genau der Form der Archivierung, die zu deinem Workflow passt.


Alternative Wege

Über diese Möglichkeiten des Webclippers hinaus gibt es noch ein paar weitere Möglichkeiten, Inhalte aus dem Browser (und nicht nur aus dem Browser, sondern teilweise auch aus anderen Programmen) an DEVONthink zu übergeben:

  • Da wäre einmal der Drucken-Dialog, um ein PDF zu erzeugen. Damit kannst du direkt "nach DEVONthink drucken".
  • Du fügst innerhalb von DEVONthink ein Lesezeichen über Daten > Neu hinzu. Das Lesezeichen kannst du dann innerhalb von DEVONthink über "Erfassen" in den oben beschrieben Formaten in DEVONthink speichern
  • Du markierst Text auf einer Webseite und nutzen Sie dann das Dienste-Menü des jeweiligen Programms, um den Inhalt in verschiedenen Dateiformaten in DEVONthink zu speichern. Gleiches geht auch über ein Kontextmenü.
  • Du gehst den Weg über Copy-and-Paste: Text markieren und dann in DEVONthink mittels Tastaturkürzel ⌘ - N als TXT-Datei speichern.
  • Um z. B. eine neue Markdown-Notiz zu erstellen. Die verfügbaren Optionen hängen davon ab, wie der Browser den Text behandelt. Safari behandelt einen ausgewählten Text zum Beispiel als RTF-Text, Firefox hingegen als reinen Text. Sie können sogar weitere Texte an eine bestehende Notiz anfügen.

Das Update auf macOS Tahoe zeigt einmal mehr, wie sehr selbst kleine Systemänderungen eingespielte Arbeitsabläufe durcheinanderbringen können. Der verschwundene WebClipper mag zunächst nach einem Detail aussehen, entpuppt sich in der Praxis aber als spürbare Irritation – gerade für diejenigen, die täglich mit DEVONthink recherchieren. Umso beruhigender ist es, dass sich die Erweiterung mit einem simplen Terminal-Befehl wiederherstellen lässt.

Gleichzeitig lohnt es sich, den unfreiwilligen Aussetzer als Anlass zu nehmen, die eigenen Web-Clipping-Gewohnheiten zu überdenken. DEVONthink bietet weit mehr als nur einen Button in der Safari-Leiste: verschiedene Archivierungsformate, unterschiedliche Tiefen des „Einfrierens“ und zahlreiche alternative Wege, Inhalte schnell und zuverlässig zu erfassen. Wer diese Möglichkeiten kennt, ist weniger abhängig von einzelnen Funktionen – und deutlich flexibler, wenn macOS oder ein Browser wieder einmal etwas ändert.

Am Ende bleibt die wichtigste Erkenntnis: Entscheidend ist nicht, wie eine Webseite in DEVONthink landet, sondern dass sie zuverlässig dort ankommt – und später genauso zuverlässig wieder auffindbar ist.