Wer DEVONthink 4 installiert, stößt früher oder später auf den Codenamen der neuen Version: Copernicus. Offizielle Erklärungen dazu? Fehlanzeige. Kein Statement von DEVONtechnologies, keine Fußnote in der Dokumentation. Der Name steht einfach da – scheinbar beiläufig, und doch schwer übersehbar. Machen wir uns ein paar Gedanken über diesen Namen:
Warum „Copernicus“?
Wenn ein Softwareunternehmen einen so bedeutungsschweren Namen wählt, geschieht das vermutlich nicht willkürlich. Nikolaus Kopernikus war nicht irgendwer. Er war der Mann, der das bis dahin geltende Weltbild auf den Kopf stellte – oder besser gesagt: auf die Füße: Nicht die Erde, sondern die Sonne sei das Zentrum des Planetensystems, schrieb er. Das war damals ein revolutionärer Gedanke, der nicht nur das Universum neu ordnete, sondern das Denken der gesamten westlichen Welt veränderte.
Was hat das mit DEVONthink zu tun?
Vielleicht mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Denn auch in DEVONthink 4 ist einiges nicht mehr so, wie es war. Das Datenmodell wurde nicht revolutioniert, sondern verfeinert. Die Kernstruktur von DEVONthink – dokumentenzentriert, metadatenreich, objektbasiert – bleibt erhalten. Die Benutzeroberfläche wurde zwar nicht neu gestaltet, sondern eher stückweise erweitert und statt eines radikalen Redesigns gab es inkrementelle Ergänzungen – mit durchaus ambivalentem Ergebnis.
Viel entscheidender jedoch: Die Rolle des Nutzers hat sich verändert - Du wirst das spätestens dann merken, wenn Du beginnst, insbesondere die KI-Funktionalität zu erkunden: Im Zentrum steht nicht mehr das bloße Sammeln und Ablegen von Informationen in festen Strukturen, sondern das Verstehen, das Verknüpfen, das Arbeiten im Kontext.
Man könnte vielleicht sagen: DEVONthink 4 richtet das Koordinatensystem neu aus. Die alten Ordnungsmodelle – hierarchische Gruppen, manuelles Tagging, akribisch gepflegte Ablagestrukturen – haben nicht ausgedient, aber sie treten zurück zugunsten eines (noch) dynamischeren Umgangs mit Information. Ähnlich wie bei Kopernikus: Nicht die alte Ordnung ist völlig falsch, aber sie erklärt die Welt nicht mehr ausreichend.
So gesehen passt „Copernicus“ erstaunlich gut. Der Name steht sinnbildlich für einen Perspektivwechsel im Denken – vom statischen zum relationalen Informationsmanagement, vom Beherrschen der Daten hin zum Verstehen ihrer Zusammenhänge.
Ob das tatsächlich die Absicht von DEVONtechnologies war, bleibt offen. Vielleicht war es einfach nur ein Name mit historischem Gewicht und schönem Klang.
Fazit
DEVONthink ist aber weit mehr als ein klassischer Dokumentenmanager. Es ist ein „Denkraum“ – ein Werkzeug für alle, die mit Wissen arbeiten, schreiben, forschen oder Fragen nachgehen. In diesem Sinne verweist der Codename „Copernicus“ vielleicht weniger auf technische Verwaltung als vielmehr auf einen geistigen Anspruch: Gedanken in Bewegung bringen, neue Perspektiven erschließen, verborgene Zusammenhänge sichtbar machen.