Ich hatte zu diesem Thema unlängst einen Vortrag gehalten. Hintergrund war die Forderung nach politischer Teilhabe und die Tatsache, dass politische Teilhabe nur möglich ist, wenn sich Bürger umfassend informieren können. Die Präsentation zum Vortrag stelle ich unten als Download zur Verfügung.

Informationen beziehen wir heutzutage schwerpunktmäßig aus dem Internet. Wenn wir uns Informationen im Internet auffinden, müssen wir uns immer fragen, zu welchem Zweck die aufgefundene Information veröffentlicht wurde und was der Gegenwert einer solchen Information ist, den wir dafür aufwenden bzw. bezahlen müssen.

Aktive Informationsbeschaffung im Internet geht über viele Wege. Eine der am häufigsten gebrauchten Möglichkeiten ist die Informationsbeschaffung per Suchmaschine. Passive Informationsbeschaffung endet aber nicht selten in dem Dauergequatsche, das über die Facebook- oder Twitter-Timeline oder aus Telegram, WhatsApp & Co auf einen einprasselt.


Google

Zu Google hatte ich schon einiges geschrieben, ich möchte das hier ergänzen:

Die Google Suchmaschine ist innerhalb von Google nur ein kleines Angebot. Das Problem ist die Verknüpfung der Angebote miteinander und die mögliche Verknüpfung über die Google-Dienste hinaus. Insbesondere:

  • DNS-Server: Google als Server meist voreingestellt. (Alternative: Freie DNS-Server)
  • Gmail: Mail-Inhalte werden ausgelesen und für Werbung und andere Zwecke verwendet (Alternative: Andere Mail-Provider, idealerweise ein Email-Account, der über den eigenen Server läuft - die Kosten sind überschaubar)
  • Captcha-Dienste: Jeder Klick wird protokolliert (hier gibt es von Nutzerseite keine Alternativen, denn wenn diese Dienste auf Webseiten so vorgegeben sind, ist das für den Nutzer nicht änderbar)
  • Google Fonts: Jede Webseite-Nutzung wird getrackt (auch hier gibt es von Nutzerseite keine Alternativen, denn wenn diese Dienste auf Webseiten so vorgegeben sind, ist das für den Nutzer nicht änderbar)
  • Google Chrome: Umfassender Datentransfer nach Google (niemand braucht Chrome, die bessere Alternative, die auf Chronme aufbaut, aber nicht die Datenschutzproblematik hat, ist der Brave-Browser
  • ChromeOS und Android: Ebenfalls umfassender Datentransfer nach Google (Alternativen: Ein "ordentlicher" Rechner und ein iOS-gerät oder ein Android-Gerät mit alternativem Betriebssystem)

Noch einmal: Das Problem bei Google ist die Verknüpfung der Angebote miteinander und die mögliche Verknüpfung über die Google-Dienste hinaus (kontextsensitive Werbung, staatliche Dienste, Geheimdienste…?). Über die Verknüpfung ist es möglich, dezidierte Personenprofile zu erstellen. Google weiss schon ca. 1/2 Jahr vor deiner Trennung, dass du dich vom Partner trennen oder ob du schwanger werden wirst - ernsthaft...

Der Betrieb der Google-Dienste ist immens teuer, also muss man sich fragen, wie Google an sein Geld kommt. Daher sind diese Google-Dienste sind nicht einfach kostenlos, nur weil du kein Geld dafür bezahlen musst. Am Ende bezahlst du für Google Services mit deinen Daten:

Teilweise sind es nur IP-Adressen, die aber mit anderen Informationen so verknüpft werden können, dass darüber ein recht differenziertes Nutzerprofil erstellt werden kann. Bei angemeldeter Nutzung von Google-Diensten sind die Informationen sogar konkreten Personen zuordnungsfähig. Teilweise lässt sich die Nutzung auch personalisieren, wenn man Google-Dienste nutzt, während man in seinem Google-Account eingeloggt ist. Das Einloggen bei Google ist immer dann gegeben, wenn man bestimmte Google-Dienste nutzt: Google Mail, Google drive, YouTube, aber auch andere. Daher macht es Sinn, sich vor Nutzung der Google-Suchmaschine aus allen Google-Services auszuloggen - soweit das eben möglich ist.

Hinweis zu Facebook: Facebook ist eigentlich eine noch größere Datenkrake, wenn auch hier die Verknüpfung mit anderen Unternehmensbereichen nicht ganz so massiv sein mag - wir wissen aber nicht, welche Datenweitergaben an Dritte über Facebook erfolgen. Eine Vielzahl von Webseiten hat unsichtbare Elemente in die Webseite eingebaut, über die Facebook jeden Zugriff auf einer Webseite mitbekommt. Bewegt man sich auf diesen Webseiten, während man im Hintergrund bei Facebook angemeldet ist, bekommt Facebook alle Seitenzugriffe in personalisierter Form mit. Bei Instagram, das zum Facebook-Kosmos gehört, ggfs. das Gleiche (so sicher weiß ich das allerdings nicht). Die Alternative bleibt eigentlich nur, die Finger von Facebook, WhatsApp, Instagram & Co zu lassen.


Exkurs Suchmaschinenfunktionen

Die Problematik mit den Suchmaschinen liegt auf mehreren Ebenen: Algorithmus, Filterung

Die Grundlagen, wie eine Suchmaschine überhaupt funktioniert, wie sie Informationen findet, diese in eine Datenbank einordnet und dann bei einer Suchanfrage wieder ausspuckt, kann man mit diesen drei Begriffen erfassen:

  • Indexierung
  • Algorithmus
  • Ranking

Diese Grundlagen sind nicht auf Google beschränkt und betreffen die Arbeitsweise aller Suchmaschinen.


Alternativen zu Google

Google ist der absolute Platzhirsch unter den Suchmaschinen.

Unechte Alternativen zu Google sind die großen Platzhirsche Bing, Yahoo, Yandex und Baidu, die alle wie Google funktionieren und sich nur von einem anderen Algorithmus und einer anderen Darstellung unterscheiden:

  • Bing kommt von Microsoft und hat einen Marktanteil von rund 5%. Ist komplett unabhängig von anderen Suchmaschinen
  • Yahoo gehörte mal zu den Platzhirschen, hat mittlerweile aber einen Marktanteil von unter 1%, die Suchergebnisse bastelt sich Yahoo aus eigenen Datenbanken und etwas Bing zusammen. Yahoo spielt noch eine Rolle in Nord- und v.a. in Südamerika
  • Yandex und Baidu gehören weltweit zu den ganz großen, sind hierzulande aber unbedeutend

Es gibt hier einige Alternativen wie beispielsweise DuckDuckGo, die einen Teil der Zugriffsdaten verschleiern, aber auch bei diesen Suchmaschinen ist weitgehend unklar, wer hier welche Daten abgreift und wie die Suchergebnisse zustandekommen.

Echte Alternativen versuchen tatsächlich zumindest einige der Kritikpunkte deutlich abzumildern oder auch ganz zu umgehen. Drei Alternativen hatte ich in den letzten Blogbeiträgen vorgestellt.

Bezahlt wird immer am Schluß. Bei Suchmaschinen tendenziell bereits bei der Benutzung. Irgendeiner muss die immensen Kosten tragen.


Lokale Suchmaschinen

DEVONagent ist eine lokal auf dem eigenen Rechner nutzbare Suchmaschine, die es nur für macOS gibt; für Windows gibt es keine Alternative.

Vorteile ist die umfassende Konfigurierbarkeit:

  • Definition von Zielen die abgefragt werden
  • Definition von Dateiformaten
  • Zeitsteuerung
  • etc.

DEVONagent ist insbesondere ein Werkzeug für professionelle Suche:

  • Journalisten
  • Rechtsanwälte
  • Wissenschaftler
  • etc.

Ernsthaft: Wenn ich professionelle Recherche betreiben muss, würde ich mir als Windows-Nutzer überlegen, ob es nicht besser ist, zu macOS zu wechseln. DEVONagent und DEVONthink allein sind Grund genug dafür.

Eine abgespeckte Variante zu DEVONagent ist DEVONsphere Express.


Suchstrategien

Gesucht wird in Suchmaschinen mit Suchbegriffen oder mit ganzen Suchphrasen. Bestimmte mathematische Verknüpfungen der Suchbegriffe, sogenannte "Operatoren" bieten die Möglichkeit, eine Suchanfrage einzugrenzen, zu erweitern oder zu verfeinern. Das funktioniert bei den meisten Suchmaschinen, aber auch Datenbanken in ähnlicher Weise.

Dazu bitte mal mit dem Stichwort „Boole´sche Operatoren“ suchen (googeln...). Die Verknüpfung OR ist dabei die Standardverknüpfung, d.h. wenn ich bei zwei oder mehreren Begriffen gar nichts eingebe, ist das eine OR-Verknüpfung .

Zu diesem Operatoren hatte ich hier schon einmal etwas geschrieben:

„Boole'sche Operatoren?“ Häh?

In der unten verlinkten Präsentation findest du auch eine kurze Übersicht von gängigen Google-only Operatoren.


Recherchequellen

Ich kann mich natürlich von den in Telegram-, Twitter- und Facebook-Kanälen mit den dort permanent herumgeschickten Meldungen berieseln und oft auch verunsichern oder gar in Bockshorn jagen lassen. Das hat dann aber nichts mit Recherche zu tun, sondern mit Information Overkill.

Ich kann aber auch aktiv und gezielt auf Suche nach Informationen gehen, dann wird die Wahrscheinlichkeit, zu belastbaren Informationen zu kommen, von mir selbst gesteuert. Das geht nur zum Teil über Suchmaschinen. Es gibt aber noch weitere Wege, um an Informationen zu kommen, auf die ich kurz eingehen möchte.


Wikipedia

Wikipedia ist zwar der Platzhirsch der gezielten Informationsbeschaffung und jeder greift auf Wikipedia zurück, wenn er irgendwelche Stichworte erklärt haben möchte. Das funktionierte bis vor ein paar Jahren ganz gut, aber heute ist Wikipedia weitgehend zu einem Propaganda-Instrument verkommen.

Folge: Je politischer eine Information ist, desto problematischer ist sie bei Wikipedia. Mittlerweile sind aber selbst naturwissenschaftliche Sachverhalte unzuverlässig, weil die Informationen nicht von Fachleuten zusammengetragen werden, sondern von den Wikipedia-Protagonisten aus den unterschiedlichsten Quellen zusammenkopiert werden oder im Auftrag der Marketingabteilungen irgendwelcher Firmen erstellt werden.

Ein weiteres Problem ist der Detailreichtum der zusammengetragenen Informationen, der sich nicht auf das wesentliche konzentriert. Beispiele: Stichwort "Speyrer Dom" ergibt ausgedruckt 32 Seiten, "Demokratie" 59 Seiten, "SARS-CoV 2" 77 Seiten. Viel Blabla ohne Konzentration auf das Wesentliche - und das wäre eigentlich die Aufgabe eines Lexikons: Einen schnellen Überblick zu verschaffen.

FreeWiki mag eine Alternative zu Wikipedia sein, aber die Grundkonstruktion ist ähnlich wie bei Wikipedia und damit ist absehbar, was mit dieser Plattform in Zukunft geschehen könnte.

Zu Wikipedia hatte ich schon einmal etwas geschrieben:

Wikipedia als Wissensquelle...?


Social Media

Social Media wie Twitter, Instagram, Facebook u.a. bieten den Vorteil, ungeheuer schnell Informationen unter die Leute bringen zu können - mit allen damit verbundenen Nachteilen. Diese größten Nachteile sind die Blasenbildung und die Unzuverlässigkeit der Informationen.

Unter dem Strich halte ich Twitter, voraus gesetzt, man hat die richtigen Accounts abonniert, für das geeignetste Social Media-Medium. Man wird schnell informiert, manchmal zu schnell. Man bekommt über die verschiedenen Diskussionsfäden und Twitter-Kanäle die Bandbreite der Meinungen mit. Aber man muss die Nachrichten kritisch bewerten und sich emotional nicht in die Art und Weise der Kommunikation hineinziehen lassen (sie ist von der Form her nicht selten unterirdisch...).


Informationsportale und Datenbanken

Fachportale bieten Zugang zu speziellen Fachinformationen in einer ganz großen Bandbreite. Hier kann man davon ausgehen, dass die Informationen zumindest basalen Standards gerecht werden. Eine Übersicht freier und gut nutzbarer Fachportale für den Anfang findet sich in der Präsentation.


Blogs

Blogs sind ständig aktualisierte Informationsseiten zu unterschiedlichsten Themenbereichen. Es gibt gute Blogs und es gibt fragwürdige Blogs - was man hier für richtig hält zu beobachten, bleibt der jeweiligen Kritikfähigkeit überlassen. Es gibt Blogs, die ganz klar Fakten darstellen, aber im politischen Bereich handelt es sich meistens um Blogs mit Meinungsbeiträgen, aber über diese Beiträge gelangt man oft an die Fakten.

Über das Abonnement mehrerer Blogs kann man sich eine Art eigener Zeitung zusammenstellen und kann dabei auch eine ganze Breite an Meinungen abdecken. Die dahinter stehende Technik basiert auf sogenannten RSS-Feeds.

Es gibt hierfür spezialisierte Programme, soganannte Feed-Reeder. Man sich aber auch DEVONthink so einrichten, dass man es als Feed-Reeder nutzen kann, dazu hatte ich hier einmal etwas geschrieben:

DEVONthink als News-Feed-Reader


Datenschutz bei der Recherche

Zunehmend wichtiger in einer ungemütlicher werdenden Noch-Demokratie ist der Eigenschutz bei der Informationsrecherche. Wir wissen nicht, was uns demnächst blüht, wenn alle Rest-Prinzipien der Demokartie und des des Datenschutzes fallen sollten und wer dann zu welchem Zweck unsere Daten missbrauchen könnte. Nein, und ich meine damit nicht die bösen Nazis von der AfD, ich meine damit jene, die lautstark die Demokratie mit völlig undemokratischen Mitteln schützen wollen.

Möglichkeiten zum Selbstschutz bestehen in der Nutzung von bestimmten Sicherheitstechniken, indem man z.B. über VPN ins Netz geht oder geeignete Browser nutzt, die ein hohes Sicherheitsprofil haben.

Wichtig wäre dann auch noch, die gefundenen Informationen zu sichern. Im Idealfall macht man das auf einem verschlüsselten Medium. Informationsaustausch sollte über abgesicherte Kommunikationswege erfolgen - offene Plattformen wie Telegram, Facebook sind obsolet, aber auch Email und Dienste wie WhatsApp etc. sollten kritisch betrachtet werden


Recherchepraxis

Viele Informationen dienen Propaganda-Zwecken, nur ist das nicht immer gleich erkennbar. Wenn Informationsbeschaffung zur wirklichen Recherche werden soll, braucht es ein paar Grundanforderungen:

  • Notizen machen, was man wo und wann und in welchem Bezug gefunden hat (es braucht eine Strategie für Informations- und Dokumentenmanagement)
  • Gefundene Informationen sollten immer durch mindestens eine weitere von der ersten Quelle unabhängige Quelle bestätigt werden
  • Es muss immer klar sein, wer eine Quelle aus welchem Interesse verbreitet. Man sollte sich daher immer fragen, wozu eine Information verfasst worden ist und in welchem Kontext sie steht. Dafür können ein paar basale Grundfragen wichtig sein, wenn man eine Information bewerten will

Zusammenfassung

  1. Google und andere große Suchmaschinen sollte man vermeiden.
  2. Es ist zwingend erforderlich, sich eine breite Quellenbasis zu verschaffen.
  3. Für eine anspruchsvolle Recherche muss man eine Suchstrategien entwickeln.
  4. Es ist besser aktive statt passiv auf Informationssuche zu gehen.
  5. Es ist zwingend erforderlich die Seriosität und Interesselage des gefundenen Materials zu bewerten.
  6. Bei der Recherche muss man zunehmend mehr die Datensicherheit im Auge behalten.

Download der Präsentation:

Recherchieren statt Googlen

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