In einer Zeit, in der künstliche Intelligenz (KI) zunehmend unseren Alltag durchdringt, stellt sich die Frage: Wie neutral sind diese Systeme wirklich? Daniel Kapp hat in einem aufschlussreichen Thread auf X (ehemals Twitter) seine Erfahrungen mit KI-generierten Inhalten geteilt und dabei eine besorgniserregende Doppelmoral aufgedeckt.
Original-Thread von Daniel Kapp auf X
Die Ausgangslage: Satire und ihre Grenzen
Kapp begann mit einem harmlosen Experiment: Er forderte eine KI auf, ein Bild im Stil von Asterix und Obelix zu erstellen, wobei Trump als Julius Caesar dargestellt wird und Obelix die Sprechblase „Die spinnen, die Amis“ trägt. Die KI erfüllte diese Anfrage ohne Probleme. Doch als Kapp eine ähnliche Anfrage mit Bezug auf den Iran stellte, verweigerte die KI die Ausführung mit dem Hinweis auf „religiöse und moralische Vorbehalte“ sowie die „Sorge vor Gewalt“.
Die Doppelmoral der KI
Diese unterschiedlichen Reaktionen werfen Fragen auf: Warum ist Satire über westliche Politiker akzeptabel, während ähnliche Darstellungen über autoritäre Regime oder religiöse Führer zensiert werden? Kapp stellte fest, dass KI-Systeme wie ChatGPT bereitwillig Inhalte generieren, die sich gegen den Westen, Christen oder Israel richten, da hier Meinungsfreiheit herrsche. Doch bei Anfragen, die sich gegen autoritäre islamische Regime richten, greifen plötzlich Zensurmechanismen.
Die Begründung der KI
Auf Nachfrage erklärte die KI, dass satirische Darstellungen über bestimmte religiöse oder politische Führer zu „schweren Konsequenzen“ führen könnten. Daher würden solche Inhalte vermieden, um Provokationen oder Eskalationen zu verhindern. Dies bedeutet im Klartext: Die KI beugt sich der Gewaltandrohung aus Teilen der muslimischen Welt und zensiert Inhalte aus Angst vor möglichen Reaktionen.
Ein beunruhigendes Fazit
Kapps Experimente zeigen, dass KI-Systeme nicht so neutral und objektiv sind, wie oft angenommen wird. Stattdessen passen sie ihre Inhalte an, um Konflikte zu vermeiden, was zu einer gefährlichen Doppelmoral führt. Während Kritik an westlichen Werten und Demokratien toleriert wird, werden kritische Inhalte über autoritäre Regime zensiert. Diese Praxis untergräbt die Meinungsfreiheit und stellt die Integrität von KI-Systemen in Frage.
Der Twitter-Account @DanielKapp wird von Daniel Kapp, einem deutsch-amerikanischen Kommunikationsexperten und Unternehmer, betrieben. Er war zwischen 2000 und 2011 Pressesprecher verschiedener österreichischer Regierungsmitglieder, zuletzt von Finanzminister Josef Pröll. Nach seinem Rückzug aus der Politik arbeitete er als Direktor im Wiener Büro der britischen Strategieberatung Brunswick Group LLP und gründete später seine eigene Beratungsfirma. Kapp ist zudem Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft der Freunde der Hebräischen Universität Jerusalem und engagiert sich in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen.