Revolut auf Reisen: Was die Karte kann – und was nicht
Ich bin mit dem Wohnmobil unterwegs durch Skandinavien (und danach noch mehr) – und extra dafür habe ich mir eine Revolut-Karte besorgt, nachdem die in Reisemobilisten-Kreisen mitunter ziemlich gehypt wird. Sie gilt als Wundermittel für digitale Nomaden und Vielreisende. Aber was steckt wirklich dahinter?
Vorab: Es ist keine Kreditkarte, es ist eine Debitkarte. Aber worin unterscheidet sie sich von einer normalen Debitkarte?
Die Versprechen
Revolut wirbt mit günstigen Wechselkursen, weltweitem Einsatz, App-Kontrolle und Zusatzfunktionen. Und tatsächlich: Wer im Ausland unterwegs ist, profitiert klar von diesen Stärken:
- Echte Interbank-Wechselkurse bei Kartenzahlungen in Fremdwährungen
- Keine Fremdwährungsgebühren unter der Woche
- Kostenlose Bargeldabhebungen bis 200 €/Monat im Standard-Tarif
- Virtuelle Einmal-Karten für sichere Online-Zahlungen
- Sofortige Kontrolle per App: Karte sperren, PIN anzeigen, Limits setzen
Besonders auf Reisen ist das praktisch. In Schweden beispielsweise zahle ich fast alles mit Karte (gerade in Schweden sind Barzahlungen die absolute Ausnahme, hier ist sogar der Klingelbeutel in der Kirche digital) – Revolut rechnet sekundenschnell um, ohne dass ich vorher Geld in SEK tauschen muss. Nur für das Wochenende lohnt sich die Zahlung mit klassischer Mastercard (oder schlimmstenfalls Barzahlung), um den kleinen Kursaufschlag zu vermeiden, denn Tausch am Wochenende ist bei Revolut immer mit Aufschlag verbunden.
Ist das wirklich ein Vorteil?
Beim genaueren Hinsehen fällt auf: Der wirkliche finanzielle Vorteil liegt fast ausschließlich im Bereich Fremdwährungen. Wer nur in Euro lebt und zahlt, braucht Revolut im Alltag kaum.
Andere von Revolut angebotene Funktionen – Versicherungen, Premium-Tarife, Edel-Metalldesigns – sind eher Lifestyle-Features als echte Mehrwerte. Und auch die Unterstützung im Problemfall (Support) ist mindestens im Gratis-Tarif eher schwach. Das betrifft allerdings auch die Zusatzfunktionen anderer „etablierter“ Karten.
Und was ist mit Datenschutz?
Bargeld ist anonym. Kartenzahlung ist es nicht nicht. Aber bei Revolut geht das noch weiter: Jeder Zahlungsvorgang mit Apple Pay + Revolut + Mastercard wird von mehreren Akteuren verarbeitet:
- Apple Pay: Verwaltet das Gerät, Token, Biometrie
- Mastercard: Führt die Transaktion über das Netzwerk aus
- Revolut: Autorisiert die Zahlung, verarbeitet und speichert sie
Das bedeutet: Keine einzige Zahlung ist privat. Ort, Zeit, Betrag, Gerät, Händler – alles wird dokumentiert, analysiert, eventuell kommerziell verwertet. Revolut ist ein datengetriebenes Fintech (eine Neobank) – aber definitiv kein diskreter Zahlungsdienstleister.
Wer verdient an der Zahlung?
Auch das ist spannend: Bei einer Kartenzahlung über Revolut verdienen alle mit – direkt oder indirekt:
- Apple (in manchen Märkten): über Gebühren von Revolut
- Mastercard: über Transaktionsgebühren vom Händler
- Revolut: über Interchange-Gebühren, Tarife, Zusatzdienste und ggf. Wechselkursaufschläge
Bezahlt wird das alles – wie so oft – von uns Kunden: Entweder direkt durch Gebühren und Premium-Tarife, oder indirekt durch höhere Preise beim Händler, der seine Kosten auf die Ware aufschlägt.
Anmerkung: Bargeld ist auch nicht gratis
Wichtig zu wissen: Auch Bargeld kostet den Händler Geld – etwa für Einzahlgebühren bei der Bank, Sicherheitsmaßnahmen, Kassenabrechnungen, Personalaufwand. Aber: Es hinterlässt keine digitale Spur. Für datensensible Menschen ist das ein unschlagbares Argument.
Fazit: Für wen lohnt sich Revolut?
Nur wer viel reist oder regelmäßig in Fremdwährung zahlt, holt einen echten Vorteil aus Revolut. Für den Alltag in Deutschland reicht eine gute kostenlose Kreditkarte genauso – und ist oft datensparsamer.
Wer hohe Kontrolle über seine Ausgaben, Sicherheit bei Online-Zahlungen oder eine Lösung ohne SCHUFA braucht, wird Revolut schätzen. Wer dagegen Privatsphäre, Rechtssicherheit und persönlichen Service bevorzugt, sollte genau hinschauen.
Ich habe mittlerweile eine Plus-Karte für € 3,00/Monat, da sie pro Monat € 3000 kostenlosen Währungstausch ermöglicht, die kostenlose Version ist auf € 1000 begrenzt, das reicht bei konsequenter Nutzung auf einer WoMo-Reise nicht.