Natürlich ging es in diesem Blog bisher vor allem um techniknahe Themen – DEVONthink, digitales Wissensmanagement, effiziente Informationsverarbeitung. Und auch wenn mich das alles nach wie vor begleitet, haben sich die Koordinaten meines Lebens verschoben. Mit der Reise, von der ich berichten werde, verändert sich der Fokus.

Die technische Seite bleibt im Reisegepäck – aber daneben ist plötzlich Raum. Für Natur, für Langsamkeit, für Gespräche am Seeufer. Und für Gedanken, die sich nicht an Tags und Datenbanken festklammern.

Ich weiß, die meisten von euch sind wegen DEVONthink und Co. hier – aber vielleicht mögt ihr auch diese andere Seite kennenlernen. Die Seite, die barfuß durchs schwedische Gras geht und sich fragt, wie sich Freiheit wirklich anfühlt. Wer mag, ist herzlich eingeladen mitzukommen.

Endlich auf der Fähre


Die große Rundreise beginnt

Das Nordkap war schon lange ein Traum von mir. Ursprünglich wollte ich mal mit dem Fahrrad dorthin – eine ehrgeizige Idee, die mein Körper inzwischen nicht mehr mitmacht. Der Zahn der Zeit nagt, aber er bringt auch neue Wege hervor. Unser neuer Weg heißt: VW Grand California. Ein rollendes Zuhause, angepasst an unsere Bedürfnisse – mit Keramikversiegelung, wiederbefüllbaren Gastanks und besseren Batterien. Mobilität, Komfort, Unabhängigkeit.

Ostseestrand bei Falsterbo


Von Heidelberg bis zur Ostsee – Die Einstimmung

Der Abschied vom Alltag hatte es in sich. Meine Sabine ging im selben Monat in Rente – ein Einschnitt, der viele ins Leere fallen lässt. Unsere Tour war unser Übergangsritual. Und dann ist da noch unsere erwachsene, aber behinderte Tochter, die zum ersten Mal so lange alleine bleibt. Eine Herausforderung – und ein Schritt in Richtung ihrer eigenen Selbstständigkeit. Irgendwann, das wissen wir, werden wir nicht mehr da sein. Jetzt ist Zeit zum Üben.

Und dann ist da das Wohnmobil selbst: ein kleines Universum mit Macken. Tropfender Wasserhahn, störrische Kloklappe, streikender Gasbrenner – nichts Dramatisches, aber als Neulinge steht man da wie der sprichwörtliche Ochse vor dem Scheunentor. Learning by Doing – oder besser: by Fluchen und Nachziehen.

Blick auf den Sätoftasjön


Unsere Etappen durch Deutschland:

Heidelberg – Alsfeld – Bückeburg – Hamburg – Mölln – Wismar - Rostock. Kein Sightseeing-Marathon, sondern sanftes Hineingleiten in den Reisemodus.

Hamburg war nur ein logistischer Zwischenstopp. Sabine musste noch Technik aus dem Berufsleben abgeben – ein symbolischer Akt. Die anderen Orte: beschaulich, charmant, unaufgeregt. Rostock kannten wir schon – die Marienkirche mit ihrer astronomischen Uhr ist zwar eindrucksvoll, aber diesmal liessen sie wir sie links liegen. Unser Stellplatz dort: direkt auf dem Fährterminal. Eine schlaflose Nacht voller Vorfreude auf das, was kommt.

Camping Jägerbro bei Höör


Schweden – Ein Land zum Durchatmen

Wir haben uns bewusst gegen die Öresundbrücke entschieden und für die Fähre von Rostock nach Trelleborg. Die ist nicht nur günstiger, sie schenkt einem auch ein Stück Ruhe. Auf dem Sonnendeck weht einem die Zukunft um die Nase. Das Frühstück war zwar enttäuschend, aber die Stimmung war es nicht.

Erster Halt: Falsterbo – fast wie Adria, nur ohne Trubel. Strandnähe, Möwenrufe, Lichtspiele über dem Meer. Dann weiter nach Höör und Älmhult – beides alte Bekannte, Seenidylle inklusive. Das IKEA-Museum haben wir diesmal ausgelassen. Irgendwann reicht’s mit der Selbstbeweihräucherung.

Und dann: Bolmen. Ein Platz, von dem wir in einer ARD-Doku gehört hatten. Der Betreiber John wurde darin fast heiliggesprochen – und wir können das bestätigen. Ein Traumplatz. Und John? Ein Gastgeber mit Herzblut.

Nächster Halt: Store Mosse Nationalpark. Geplant war eine kleine Wanderung durchs Moor, aber das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Also: Besucherzentrum, Regenklamotten – und trotzdem ein besonderer Ort. Still, weit, uralt.

Alter Bahnhof am Banvallsleden


Weiter nach Norden

Jetzt stehen wir am Vättern, dem zweitgrößten See Schwedens. 3,5x größer als der Bodensee – aber ohne Touristenrummel. Natur, Natur, Natur. Und wir mittendrin. Wir mögen das, auch wenn wir gar nicht so sehr die Aktiv-Urlauber sind. Sogar die Schwedisch-Lektionen, die ich abends im Wohnmobil übe, machen Spaß – auch wenn mein Gehirn dafür altersbedingt manchmal ein bisschen viel Kaffee braucht.

Im Juli wollen wir am Nordkapp sein. Die Mitternachtssonne ruft.

Agard Camping. Camping auf dem Bauernhof


Digitaler Nomade – Arbeiten mit Weitblick

Ganz lässt mich die Arbeit nicht los – und ich will das auch gar nicht. Ich schreibe unterwegs an meinem neuen Arbeitsbuch zu DEVONthink 4, arbeite an einem neuen Fantasy-Roman und bin weiterhin eingebunden in das Projekt AlleSeiten, das uns allen neue Perspektiven auf gesellschaftliche Themen ermöglichen will.

Agard Camping. Camping auf dem Bauernhof


Fazit dieser ersten Etappen

Die Reise ist noch jung, aber sie hat uns schon einiges gelehrt: Dass Technik spinnt. Dass Planung gut ist, Improvisation besser. Und dass echte Freiheit sich nicht in Kilometern misst, sondern in Momenten, die atmen lassen.

Und jetzt? Jetzt zieht es uns weiter. In den Norden, in die Weite, ins Unbekannte. Begleitet uns gern – wir nehmen euch mit.