Wenn du heute etwas im Netz suchst, greifst du in aller Regel zuerst zu Google und vergleichbaren Suchmaschinen – oder neuerdings zu KI-Tools wie ChatGPT, Perplexity u.a. Beide liefern schnell Antworten, oft gleich in zusammengefasster Form. Auf den ersten Blick scheint so ein KI-Tool bequemer und moderner als ein Tool wie DEVONagent, das man gezielt mit Suchaufträgen füttern muss. Noch dazu integriert DEVONthink seit Version 4 solche Werkzeuge. Doch bei genauerem Hinsehen erfüllen DEVONagent und KI-Tools völlig unterschiedliche Rollen im Rechercheprozess – und genau deshalb hat DEVONagent auch 2025 noch eine klare Existenzberechtigung.
Während KI-Systeme wie ChatGPT darauf trainiert sind, Informationen zu verarbeiten, zu verdichten und sprachlich ansprechend auszugeben, arbeitet DEVONagent als reines Recherchewerkzeug: Es sucht in vordefinierten oder individuell konfigurierbaren Quellen, filtert Ergebnisse und liefert verifizierbare Originalseiten. Für Journalisten, Wissenschaftler, Juristen oder technisch orientierte Rechercheure ist das ein unschätzbarer Vorteil – denn hier zählen belastbare Quellen und die Möglichkeit, Suchläufe zu reproduzieren.
Unterschied in Ansatz und Funktionsweise
Aspekt | DEVONagent | KI-Tools (z. B. ChatGPT) |
---|---|---|
Art der Informationsquelle | Durchsucht gezielt reale, öffentliche Webquellen (inkl. Datenbanken, Suchmaschinen, Archive). Ergebnisse sind direkt anklickbare Originalseiten. | Greift auf Trainingsdaten, ggf. Web-Suche (mit Browsing) oder APIs zu. Ausgabe oft als Zusammenfassung, nicht als Original. |
Transparenz & Verifikation | Vollständig: Quellenangaben sind sichtbar und prüfbar. | Eingeschränkt: Quellen nur, wenn explizit mitrecherchiert; Risiko von „Halluzinationen“. |
Suchstrategie | Anpassbare Such-Sets, Filter, Agenten, Zeitlimits, Sortierung. | Black-Box-Logik, qualitativ abhängig vom Prompt; begrenzte Kontrolle über die Quellenauswahl. |
Zweck | Gezielte, reproduzierbare Recherche mit dokumentierbaren Ergebnissen. | Schnelle, themenübergreifende Antworten in natürlicher Sprache. |
Offline-Nutzung | Ja, für archivierte Ergebnisse in DEVONthink. | Nein, KI benötigt Online-Verbindung (ausgenommen lokale Installationen) |
Das Zusammenspiel von DEVONagent und KI
Die Stärke von KI-Werkzeugen liegt in der Synthese und der Aufbereitung von Informationen: Sie können große Mengen an Informationen schnell strukturieren, clustern oder umformulieren. Die Stärke von DEVONagent hingegen liegt in der Präzision und der Nachvollziehbarkeit: Du weißt immer, woher die Daten stammen, und kannst jederzeit auf die Originalquelle zugreifen.
Mit der Integration von KI in DEVONthink verschwimmen allerdings die Grenzen: Recherchierte Inhalte kannst du direkt im Datenbank-Archiv auswerten, zusammenfassen und weiterverarbeiten. So wird aus dem Zusammenspiel von DEVONthink und KI ein mächtiger Workflow – DEVONthink liefert die geprüften Rohdaten, die KI die verarbeitete Endfassung.
Zurück zu DEVONagent: Die entscheidende Frage ist daher nicht, ob DEVONagent „veraltet“ ist, sondern ob man überprüfbare Rechercheergebnisse braucht. Wer nur schnelle Orientierung sucht, mag mit einer KI glücklich werden. Wer aber belastbare, zitierfähige Informationen benötigt, wird an DEVONagent auch in Zukunft nicht vorbeikommen.
Direkter Vergleich: Vorteile und Nachteile – DEVONagent vs. KI-Tools
Kriterium | DEVONagent | KI-Tools (z. B. ChatGPT) |
---|---|---|
Aktualität | + Direkter Zugriff auf tagesaktuelle Webinhalte - Abhängig von Erreichbarkeit, Paywalls | + Sehr aktuelle Infos mit Browsing möglich - Ohne Browsing oft veraltet |
Quellenvielfalt | + Zugriff auf spezialisierte Datenbanken und Archive - Neue Quellen müssen manuell ergänzt werden | + Kombiniert viele Datenquellen im Hintergrund - Quellenwahl nicht transparent |
Reproduzierbarkeit | + Suchen speicher- und wiederholbar - Einrichtung erfordert Einarbeitung | + Schnelle Antworten ohne Setup - Ergebnisse oft nicht reproduzierbar |
Datenhoheit | + Lokale Speicherung und Archivierung - Benötigt lokalen Speicherplatz | + Keine lokale Speicherung nötig - Abhängigkeit von Anbietern, Datenschutzrisiken |
Automatisierung | + Zeitgesteuerte Agents und Filter - Weniger flexibel bei dynamischen Themen | + API- und Skriptintegration möglich - Oft kostenpflichtige API nötig |
Datenschutz | + Läuft komplett lokal - Keine „intelligente“ Auswertung ohne Zusatztools | + Sofortige Datenanalyse möglich - Prompts und Daten verlassen das System (ausgenommen lokale Installationen) |
Kostenstruktur | + Einmalige Anschaffung oder Upgrade - Zusatzkosten bei kostenpflichtigen Quellen | + Flexibel skalierbare Abos - Dauerhafte Kosten, teils hoch |
Die Zukunft von DEVONagent?
Ich denke, die Zukunft von DEVONagent hängt stark davon ab, ob es den Schritt vom reinen Suchwerkzeug zu einem integrierten Recherche- und Analyse-Tool schafft, das die Vorteile von KI-gestützten Funktionen nutzt, ohne die klassischen Stärken (Quellenhoheit, Reproduzierbarkeit, gezielte Suche) aufzugeben.
Vorab: Ich weiß nicht ob DEVONtechnologies überhaupt noch ein Interesse an einer Weiterentwicklung des Programms hat. Es geht ja auch immer darum, dass sich ein solches Engagement rechnen muss. Trotzdem ein paar Gedanken zu einer möglichen Zukunft:
Wahrscheinliche Entwicklung ohne größere Anpassung
Wenn DEVONagent so bleibt wie heute, wird es seinen Platz allenfalls in Nischen behalten:
- Journalismus, Wissenschaft, Rechtswesen – überall dort, wo belastbare Quellen entscheidend sind.
- Bei sonstigen Nutzern, die gezielt und reproduzierbar suchen wollen.
Das Problem: Diese Zielgruppe ist klein und viele potenzielle Nutzer sehen KI-Tools als „schneller, einfacher, bequemer“ an. Langfristig würde DEVONagent dann zu einem Spezialistenprodukt mit stagnierendem Markt werden – wenn es denn überhaupt weitergepflegt oder sogar weiterentwickelt wird.
Was DEVONagent leisten müsste, um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben
KI-gestützte Suche & Auswertung
- Integration von LLMs, um Suchergebnisse sofort automatisch zu clustern, zusammenzufassen und zu bewerten, ohne dass der Nutzer diese manuell exportieren muss.
- Kontextsuche: KI versteht die inhaltliche Absicht der Recherche und kann Suchparameter adaptiv anpassen.
Live-Kombination von Web- und KI-Ergebnissen
- Möglichkeit, gleichzeitig klassische Quellensuche und KI-basierte Meta-Suche zu fahren, mit klarer Trennung zwischen „gesicherte Quellen“ und „KI-generierte Hypothesen“. Nutzer könnten im Interface jederzeit zwischen Originalquelle und KI-Zusammenfassung umschalten.
Erweiterte Quellenanbindung
- Direkte Schnittstellen zu wissenschaftlichen Datenbanken, Preprint-Servern, Archivdiensten, Fact-Checking-Portalen und ggf. Bezahl-APIs für Premiumquellen.
- Möglichkeit, private oder interne Quellen einzubinden (z. B. Firmendatenbanken) und sie zusammen mit dem Web zu durchsuchen.
Kombinierte Web- & KI-Suche bzw. Zwei parallele Suchströme
- Classic Mode: Vollständig verifizierbare Trefferliste aus definierten Quellen.
- AI Insight Mode: KI generiert Hypothesen, Trends, Querverbindungen.
- Farbliche Trennung im Interface, um Quellenlage und Interpretationen klar zu unterscheiden.
Automatisierte Langzeit-Recherche
- „Research Agent“: führt über Tage/Wochen hinweg fortlaufende Suchen durch, erkennt neue Inhalte automatisch und bewertet ihre Relevanz mit KI.
- Benachrichtigungssystem bei neuen, relevanten Funden.
Bessere Integration bzw. Anbindung in/an DEVONthink
- Nahtloser Export nicht nur der Treffer, sondern auch der kommentierten, KI-bewerteten Ergebnisse ins DEVONthink-Archiv.
- Möglichkeit, KI-Fragen direkt an die gespeicherten Rechercheergebnisse zu stellen („Frag die Recherchemappe“).
Usability & Modernisierung
- Moderneres Interface, einfachere Einrichtung von Suchsets.
- Sogenannte „One-click“-Recherchen für häufige Szenarien (Presse, wissenschaftliche Arbeit, Produktvergleich).
Positionierung von DEVONagent am Markt
DEVONagent hat bereits mit seiner Suche abseits von Google & Co bereits jetzt ein unverkennbares Alleinstellungsmerkmal. Dieses Alleinstellungsmerkmal könnte aber noch ausgebaut, präzisiert und entsprechend beworben werden:
- DEVONagent wird als „KI-kompatibler, aber quellensicherer Recherche-Hub“ positioniert, als Werkzeug mit klarer und nachvollziehbarer Trennung zwischen faktenbasierten Originalquellen und KI-generierten Interpretationen.
- DEVONagent grenzt sich klar ab zu „reinen KI-Assistenten“, die letztlich im Wesentlichen Black-Box-Antworten liefern.
Zielgruppen konnten besser angesprochen werden:
- Journalisten, Investigativ-Teams
- Wissenschaftler, Studenten, Akademiker
- Rechtsanwälte, Compliance-Abteilungen
- Unternehmen mit eigenem Knowledge-Management
- Behörden und NGOs
- Etc.
Ob diese Zielgruppen groß genug sind, um ein auf diese Weise erweitertes DEVONagent wirtschaftlich erfolgreich zu machen, ist fraglich.
Fazit
DEVONagent wird auch mittel- und auch langfristig nicht verschwinden, wenn es die Synthese von „Old School“-Recherche und moderner KI schafft – und zwar so, dass Nutzer Quellenhoheit und Nachvollziehbarkeit behalten, aber nicht mehr auf Komfort und Geschwindigkeit moderner KI verzichten müssen. Gelingt das nicht, bleibt DEVONagent zwar für einen kleinen Expertenkreis unverzichtbar, verliert aber im breiten Markt immer mehr an Sichtbarkeit.
Ich habe keine Ahnung, was sich hinsichtlich DEVONagent tut oder nicht tut. Das oben war nur ein privates Brainstorming.