Ich selbst hatte mich lange Zeit vor der Anschaffung eines ausgewachsenen Dokumentenscanners "gedrückt" und mich auf mein Büro-Multifunktionsgerät (ein HP Officejet) verlassen. Die Qualität der Scans war gut, der Scanvorgang recht langsam, aber damit konnte ich leben, mehr als 20 oder 30 Scans kamen bislang an einem Arbeitstag in der Regel nicht zusammen. Was mit diesem Scanner jedoch überhaupt nicht geht, ist das Scannen von Fotos - zumindest nicht in der von mir gewünschten Qualität.

Anlässlich eines Firmware-Updates des HP Officejet, das mir eine wichtige Funktionalität, die auch die Zusammenarbeit mit DEVONthink betraf, geklaut hat, suchte ich schließlich nach einer Lösung, eben einem "richtigen" Dokumentenscanner (wie man das Firmware-Update wieder "rückabwickelt", habe ich hier beschrieben: HP Scanner (und Drucker) überlistet.

Die Fujitsu-ScanSnap-Scanner, die vielen als das Non-Plus-Ultra der Dokumentenscanner gelten, kamen für mich nicht in Frage, weil die Qualität der gescannten Fotos genauso schlecht ist wie bei den HP-Scannern, wenn nicht sogar schlechter. Die Fujitsu-Sparte wurde übrigens von Ricoh aufgekauft, weswegen die Scanner nun den Namen Fujitsu verloren haben, Ricoh vermarktet sie unter ScanSnap.

Grundsätzlich habe ich bei meiner Recherche nur ein Modell gefunden, das neben dem Scannen von Dokumenten explizit auch auf das Scannen von Fotos ausgerichtet ist:

Der Epson FastFoto FF-680W

Der Workflow beim Scannen von Dokumenten ist bei diesem Gerät ähnlich wie bei den ScanSnap-Scannern: Die Scans werden blitzschnell erfasst, es können doppelseitige Scans erstellt werden - hier gibt es keine Unterschiede zum ScanSnap. Beim Epson können wie beim ScanSnap ganze Dokumentenstapel (bis zu 100 Blatt) eingelegt werden, es können unterschiedliche Dokumentengrößen verarbeitet werden. Die Mindestgröße der Dokumente sollte 50,8 x 50,8 mm betragen, die Maximalgröße liegt bei 215,9 x 6.096,0 mm. Die gerade Ausrichtung kleiner Dokumente ist beim Epson etwas schlechter als beim Fujitsu - hier ist öfter Nacharbeit nötig, aber Thermopapier macht beim Einzug eigentlich keine besonderen Probleme.

Was beim Epson schlichtweg Murks ist, ist die mitgelieferte Software zum Scannen von Dokumenten (Epson SmartScan) - wenn sie denn überhaupt funktioniert, denn oft verweigert die Software die Zusammenarbeit mit dem Rechner, vor allem wenn im Hintergrund DEVONthink geöffnet ist und DEVONthink erst beendet bzw. neugestartet werden muss, um ein Dokument zu scannen. Es gibt aber einige Gimmicks wie automatisches Hochladen in Dropbox oder Google Drive oder Versenden per E-Mail. Scan to Print scheint nur mit Epson Druckern möglich zu sein, mein HP Officejet weigert sich direkt mit dem Epson Scanner zusammenzuarbeiten (vielleicht liegt es auch an der nicht funktionierenden WLAN-Integration.

Die Qualität der Software selbst mag rein technisch gut sein, es ist aber der Workflow, der nicht zu macOS passt. Das ist insofern verschmerzbar, als man auch mit DigitaleBilder.app und damit auch direkt aus DEVONthink heraus scannen kann.

Das Killer-Feature ist aber das Scannen von Papierfotos bis zu einer Größe von 10x15 cm mittels der Scansoftware für Fotos (Epson Fast Foto). Gerade wenn man alte Albumbestände digitalisieren möchte, ist die Scanqualität um Klassen besser als das mühsame Scannen von Fotos z.B. mit dem iPhone. Die Fotos können im Stapel verarbeitet werden (bis zu 36 Fotos) und optional automatisch optimiert oder gedreht werden - gerade bei jahrealten Albumfotos ist die Optimierung ein echter Gewinn. Der Epson FastFoto FF680-W scannt die eingelegten Papierfotos wahlweise mit 300 ppi oder 600 ppi, interpoliert sind 1200 dpi möglich.

Es gibt in diversen Foren Kritik an der Fotoqualität, aber man muss natürlich berücksichtigen, dass hier (meist alte) Papierfotos gescannt werden und der Scanner nicht den Anspruch hat, einen ausgereiften Workflow für Hybridfotografie zu bieten. Der anspruchsvolle Analogfotograf (die gibt es tatsächlich immer noch und das hat gute Gründe...) wird damit nicht zufrieden sein. Aber darum geht es nicht.

Was der FastFoto FF-680W eigentlich können sollte, ist die Einbindung in das heimische WLAN. Dies ist mir nicht gelungen, der Scanner lässt sich von einem Mac aus nicht mit dem WLAN verbinden. Das Problem scheint bekannt zu sein und in anderen Foren wird vorgeschlagen, die Einbindung über einen Windows-Rechner vorzunehmen - das aber habe ich nicht versucht, der Scanner ist per Kabel mit dem MacOS-Rechner verbunden.

Der Scanner kostet ca. 550 € und ist sein Geld wert. Würde ich ihn wieder kaufen? Ja, solange noch Fotoalben zu digitalisieren sind, auf jeden Fall. Als reinen Dokumentenscanner würde ich ihn jedoch wahrscheinlich nicht kaufen.