Selbst ehemals verlässliche Leitmedien haben in den letzten zwei Jahren erheblich an Glaubwürdigkeit verloren - und angesichts der Ukraine-Krise scheint es nicht besser zu werden. Es reicht halt nicht, zwei Jahre lang in einer Art vorauseilendem Gehorsam alltägliches Regierungshandeln zu unterstützen und kritisches Hinterfragen nicht nur auszublenden, sondern sogar aktiv zu torpedieren.

Wenn die TV-Nachrichten zwei Jahre lang nur noch reduziert werden auf eine Abfolge von

  • Corona
  • Corona
  • Corona
  • Corona
  • Und nun das Wetter…

ist es nicht weit her mit der breiten Informationsbasis, auf der sich die Urteilsfähigkeit des kritischen Bürgers gründen sollte.

Es war zwar schon immer wichtig gewesen, zu hinterfragen, was einem medial so alles aufgetischt wird, aber nach den vergangenen zwei Jahren und auch angesichts der aktuellen politischen Weltlage ist diese Forderung nahezu existenziell geworden. Im Grunde ist der einzelne Bürger in die journalistische Selbstverantwortlichkeit entlassen worden und aufgefordert, sich ein hinreichend belastbares Instrumentarium zur breiten Informationsbeschaffung in Eigenregie zu verschaffen und so die Quellen seiner Informationen auf eine deutlich breitere Basis zu stellen als sie im ÖRR (dessen Freund ich grundsätzlich bin) geboten wird.

Nur Tagesschau, DER SPIEGEL, Die Zeit und Anne Will reichen eben nicht mehr (haben noch nie gereicht, aber nun ist es offensichtlich). Es braucht Informationsquellen abseits der ehemaligen Leitmedien - nicht unbedingt anstatt, aber zumindest ergänzend. Und da wird es dann schwierig, wenn man nicht dem Weg der „YouTube-Universität“ zum Opfer fallen will und insbesondere auch, wenn man mit diesem alternativen Angebot nur wenig vertraut ist. Gerade YouTube ist ein unerschöpflicher Fundus für die Informationsbeschaffung und insofern aber auch nur ein Beispiel für die Vielfalt alternativer Kanäle. Das meiste hier zu findende ist, das gebe ich gerne zu, hanebüchener Quark, der die wenigen tatsächlich vorhandenen Perlen verdeckt - und die gilt es zu finden und zu bewerten. Neben diesen gerade erwähnten YouTube-Kanälen haben sich mittlerweile etliche ernst zu nehmende Portale entwickelt, die man kennen sollte und deren Inhalte man einordnen können sollte. Dazu braucht es Kompetenzen für die eigene Recherchearbeit (DEVONthink und DEVONagent alleine reichen nicht, das sind allenfalls technische Werkzeuge).

Patrik Baab hat ein hervorragendes Buch geschrieben, das sich sicher primär an den journalistischen Profi richtet, das aber auch gute Anleitungen gibt für die eigene, nicht professionelle Informationsbeschaffung und -aufarbeitung:

Recherchieren - Ein Werkzeugkasten zur Kritik der herrschenden Meinung

erschienen im Westend-Verlag. Ich kann dieses Buch jedem Informationsjunkie nur empfehlen. Bei Telepolis (auch so eine Alternative zu den klassischen Leitmedien) findet sich eine Reszension bzw. ein Ausschnitt aus diesem Buch:

Demokratische Institutionen bleiben erhalten, verlieren aber ihre Funktion

Ein Interview mit Patrik Baab findet sich auf einem weiteren Alternativ-Portal, den „Nachdenkseiten“, die im Besteckkasten mündiger Medienarbeit nicht fehlen dürfen:

Journalisten sind Lohnschreiber, und leider manchmal Hofnarren unter Wegfall der Höfe