Na, bumm. Da hatte ich offenbar einen Nerv getroffen. Nicht etwa, weil ich fehlerhafte Inhalte verbreitet hätte, oder weil mein letzter Text stilistisch ins Stolpern geraten wäre – nein, es ging um den Artikel. Den grammatikalischen. Das Geschlecht. Das Genus. Der Genus? Die Genus?

Es geht ums Blog.

Oder besser: um die Frage, wie man Blog im Deutschen korrekt dekliniert – pardon, geschlechtlich verortet. Ein Thema, das offenbar zu innerem Aufruhr führen kann. Und weil ich an Aufklärung (und ein bisschen gepflegten Sprachwitz) glaube, möchte ich das einmal ganz systematisch – und völlig subjektiv – aufdröseln.


Das Blog – der brave Schüler der Duden-Norm

Beginnen wir mit der offiziellen Sprachregel. Laut Duden ist Blog ein Neutrum: das Blog. Warum? Weil es eine Verkürzung von Weblog ist, einer Mischung aus Web und Log – und letzteres heißt auf Englisch so viel wie Logbuch. Und wer schon mal zur See gefahren ist oder wenigstens Seefahrerromane gelesen hat, weiß: es heißt das Logbuch. Folgerichtig also: das Blog.

Punkt. Oder?


Der Blog – das Sprachgefühl schlägt zurück

Aber wehe, man richtet sich zu sehr nach der Regel. Denn dann kommt das Sprachgefühl mit seinem Holzhammer. Und sagt:

„Wie soll das bitte das Blog heißen? Ich schreibe in dem Blog, nicht in einem sächlichen Nebelwesen! Das klingt doch wie ein technisches Gerät. Der Blog, das klingt nach Substanz, nach Relevanz, nach: Ich habe eine Meinung!“

Tatsächlich hat sich der Blog in der Alltagssprache weitgehend durchgesetzt. Vielleicht, weil viele Blog als Ort empfinden – ähnlich wie der Kanal, der Account, der Feed. Oder weil man der Beitrag, der Post, der Eintrag mitdenkt. Oder weil das Blog irgendwie klingt wie das Baby, und wer will das schon sein?


Die Blog – die vergessene Schwester aus dem Paralleluniversum

Und dann gibt es noch jene mystische dritte Variante: die Blog. Sie begegnet einem selten, meist in den dunklen Gassen von Kommentarspalten oder in den Tiefen von Autokorrektur-Fehlfunktionen.

Ich habe sie einmal gesehen. Es war in einem Newsletter, wahrscheinlich ein Schreibfehler. Oder ein literarisches Experiment. Vielleicht auch nur ein Tippfehler. Jedenfalls: sie existiert. Und das allein sollte uns Demut lehren.


Mein Plädoyer: Bloggender Pragmatismus

Sprache lebt. Und weil Sprache lebt, darf sie auch mal verwirren. Für mich ist das Blog einfach richtig. Nicht, weil ich ein grammatikalischer Oberlehrer sein möchte (dafür fehlt mir der Zeigefinger), sondern weil ich das Wort als Gefäß sehe. Ein digitales Logbuch. Eine Sammlung. Eine offene Lade. Ein Spiegel.

Und Spiegel heißen – Überraschung – auch das.

Natürlich schreibe ich nicht wutentbrannte Leserbriefe an Kollegen (Kollegenden...?), die vom Blog als einem maskulinen Wesen sprechen. Im Gegenteil: Ich finde es wunderbar, dass sich Menschen noch so für Sprache begeistern können, dass sie mir deswegen eine ausführliche Mail schreiben. Danke dafür! Ehrlich.


Fazit: Weniger Artikel, mehr Inhalte

Ob der, die oder das Blog – entscheidend ist, was drinsteht. Und wenn der Inhalt gut ist, darf man sogar „das Internet“ sagen, ohne dass jemand mit der Netzkeule kommt.

Ich bleibe beim Neutrum. Aber ich verspreche: Ich nehme jede Zuschrift ernst. Außer sie beginnt mit „Sehr geehrter Blog…“.

P.S.

Falls du mich nun auch gerne korrigieren möchtest: Schreibe mir. Ich sammle die besten Zuschriften in der Blog, äh… im Blog, äh… dem Blog. Oder wie auch immer.